Presseinformation – Tag der Wiederbelebung

Presseinformation – Tag der Wiederbelebung
Der unerwartete Herzstillstand – keine Seltenheit!

Jeder Zehnte in Österreich erleidet im Laufe seines Lebens einen unerwarteten Herzstillstand.

In Österreich sind jährlich rund 6.500 Personen von einem unerwarteten Herzstillstand betroffen. Ursache ist meist ein Herzinfarkt oder eine akute Lungenerkrankung. Diesen Notfall überleben derzeit nur rund 10% der Betroffenen. Damit ist der unerwartete Herzstillstand die dritthäufigste Todesursache.
In den meisten Fällen findet der Herzstillstand beobachtet statt und Familienangehörige oder Passanten sind die unmittelbaren Zeugen. Trotzdem beginnen derzeit etwa nur bei jedem zweiten Fall Zeugen des Notfalls mit der Wiederbelebung.

Entscheidend sind die ersten Minuten 

Ohne Wiederbelebung sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um zehn Prozent pro Minute. Nach drei bis fünf Minuten treten die ersten bleibende Schäden im Gehirn auf. Trotz des gut ausgebauten österreichischen Rettungs- und Notarztsystems trifft professionelle Hilfe im Durchschnitt erst nach zehn Minuten ein. Daher ist die Überbrückung dieser Zeit durch Ersthelferinnen und Ersthelfer so immens wichtig.

„Bei der Wiederbelebung kann man nichts verkehrt machen. Wichtig ist es den Herzstillstand zu erkennen und sofort mit der Herzdruckmassage zu beginnen.“

Dr. Simon Orlob
Leben retten kann Jeder  

Wenn jemand keine Reaktion und keine normale Atmung hat, ist sofortige Hilfe lebenswichtig! 
Für diesen Fall kann man sich merken:
Herzstillstand.rufendrückenschocken 

© Arbeitsgemeinschaft für Notfallmedizin

►rufen: Wählen Sie den Notruf – 144 

►drücken: Beginnen Sie unverzüglich mit der Herzdruckmassage. Drücken Sie dazu kräftig und schnell in die Mitte des Brustkorbs: mindestens 100-mal pro Minute 

►schocken: Falls ein Defibrillator (kurz Defi oder AED) zur Verfügung steht, schalten Sie diesen ein und folgen Sie den Anweisungen. Ansonsten fahren Sie mit der Herzdruckmassage fort, bis professionelle Hilfe eintrifft. Falls weitere Personen vor Ort sind, soll jemand einen Defibrillator holen.  

In dieser Situation kann man nichts falsch machen – Wiederbelebung ist einfach, nur Nichtstun ist falsch. 

„Das Rad muss man nicht neu erfinden. Wir wissen, was funktioniert und die Expertise gibt es im eigenen Land. Nun gilt es die erprobten Konzepte schnell und flächendeckend in Österreich umzusetzen, denn derzeit sterben Menschen, die eigentlich überleben könnten.“ 

Dr. Joachim Schlieber
Appell an die Politik 

Anlässlich des weltweiten Tags der Wiederbelebung (World Restart A Heart Day, WRAH) am 16. Oktober fordern der Österreichische Rat für Wiederbelebung (ARC), die steirische Arbeitsgemeinschaft für Notfallmedizin (AGN) und der Wiener Verein PULS von der Politik schnellere und klarere Schritte hin zu einer besseren Versorgung von Herzstillstands-PatientInnen vor Eintreffen der Rettung. International – und vor allem europaweit – ist man teilweise schon weit voraus: So setzen die meisten Länder bereits auf verpflichtenden Wiederbelebungs-Unterricht in Schulen, etablieren Register- und Defibrillator-Systeme, und konnten damit die Überlebensrate bereits deutlich steigern. Die Empfehlung für verpflichtenden Unterricht in Schulen wird seit 2015 durch die WHO unterstützt, und das Europäische Parlament empfiehlt seit 2012 weitgehende Projekte hinsichtlich Wiederbelebung, Defibrillatoren und Aufklärungsarbeit. 

Wie es besser gehen kann, zeigen jedoch auch schon einzelne Beispiele in Österreich selbst: Einzelprojekte, Gemeinden, Vereine und andere Organisationen setzen sich teils lokal, teils regional für Aufklärungsarbeit hinsichtlich des unerwarteten Herzstillstandes ein und halten Wiederbelebungs-Schulungen für ErsthelferInnen ab. Solche Initiativen müssten jedoch bundesweit und mit politischer und finanzieller Unterstützung abgehalten werden, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen.  
Konkret fordern ARC, AGN und PULS: 

1. Verpflichtender Reanimationsunterricht in Schulen – die lebensrettenden Handgriffe müssen bereits im Schulunterricht gelehrt werden, um eine “Kultur des Helfens” zu etablieren, und die Lebensretterinnen und Lebensretter von morgen auszubilden.  
Die Datenlage zur Machbarkeit ist unmissverständlich positiv, und skandinavische Länder machen es vor, hier steht ►rufendrückenschocken auf dem Lehrplan. Auch in Salzburg, Wien, Burgenland und Oberösterreich gibt es Schulen, die mit großem Engagement Schülerinnen und Schülern die lebensrettenden Handgriffe vermitteln. In ganz Österreich sollte Wiederbelebungs-Unterricht verpflichtend in die Lehrpläne aufgenommen werden. 

2. Flächendeckende APP-Alarmierung von freiwilligen MitbürgerInnen – Tritt ein unerwarteter Herzstillstand in der Nähe ein, werden Freiwillige dorthin alarmiert –  
primär, um zu drücken, bis die Rettung eintrifft. Registrieren können sich all jene, die in Wiederbelebung ausgebildet sind. Damit lässt sich die Zeit ohne Herzdruckmassagen drastisch reduzieren. In Wien rettet so im besten Fall bereits jetzt die Pflegeperson außer Dienst ihrem Nachbarn das Leben. In ganz Österreich sollte dieses lebensrettende System installiert werden. 

3. Bundesweite Polizei-Defibrillatoren – viel zu selten werden im Falle eines unerwarteten Herzstillstandes die Defibrillatoren im öffentlichen Raum genutzt. Wesentlich effizienter sind Defibrillatoren auf Streifenwagen der Polizei. Im Falle eines unerwarteten Herzstillstandes wird die Polizei alarmiert und kann so häufig vor der Rettung den Patienten schocken, also defibrillieren. Vorreiter sind hier Wien, das Burgenland und die Steiermark – in Wien wurden als Resultat bereits generell bessere Outcomes nachgewiesen. In ganz Österreich sollten Streifenwagen der Polizei mit Defibrillatoren ausgestattet werden und im Falle eines unerwarteten Herzstillstandes mitalarmiert werden.

„Durch das Zusammenspiel verschiedener “Angriffspunkte” gegen das Problem des plötzlichen Herztodes sehen wir in Wien bereits Verbesserungen des Überlebens. Schulunterricht, Aufklärungskampagnen, Lebensretter-App und die Polizei als Ersthelfer greifen perfekt ineinander und retten täglich Leben!”

Priv.-Doz. DDr. Sebastian Schnaubelt
Aktionstage: Wiederbelebung selbst trainieren 

In Graz, Linz und Wien werden Aktionstage mit niederschwelligen Wiederbelebungs-Trainings unter dem Motto „Herzstillstand. rufen drücken schocken“ angeboten. In kurzen Einheiten von wenigen Minuten haben Personen in der Öffentlichkeit die Möglichkeit unter Anleitung einer Trainerin oder eines Trainers die lebensrettenden Handgriffe zu lernen. Interessierte lernen einen Herzstillstand zu erkennen und können die Herzdruckmassage direkt selbst an Puppen trainieren. In den vergangenen Jahren konnten an diesem Tag jährlich mehrere tausend Personen in Österreich erreicht werden.  

Aktionstage in Österreich: 

  • 14. Oktober in Graz am Eisernen Tor und der gesamten Innenstadt 
  • 14. Oktober in Linz entlang der Landstraße 
  • 14. Oktober in Innsbruck in der Maria-Theresien-Straße und rund um die Annasäule 
  • 16. Oktober in Salzburg am Residenzplatz 
  • 16. Oktober in Wien im Donauzentrum 
Weitere Informationen 

Der Österreichische Rat für Wiederbelebung
Die Initiative Drück Mich der Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin
Der Verein PULS
Landkarte der Defibrillatoren in Österreich

RÜCKFRAGEHINWEISE 

Dr. Joachim Schlieber

Österreichischer Rat für Wiederbelebung

office@wiederbelebung.at
Telefon: 0316/316354

Dr. Simon Orlob

Arbeitsgemeinschaft für Notfallmedizin

info@agn.at
Telefon: 0316/316354

PD DDr. Sebastian Schnaubelt

Verein PULS

office@puls.at
Telefon: 0664/2443242